Das Puppenhaus by Tove Jansson

Das Puppenhaus by Tove Jansson

Autor:Tove Jansson
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Freies Geistesleben
veröffentlicht: 2018-11-15T00:00:00+00:00


DER COMICZEICHNER

'Blubby' war schon seit annähernd zwanzig Jahren in der Zeitung erschienen, als Allington aufhörte und der Comic von einem anderen Zeichner fortgesetzt werden musste. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Redaktion nur noch Material für ein paar weitere Wochen, es eilte, die Vereinbarung mit anderen Ländern enthielt einen Sicherheitsspielraum von zwei Monaten. Und Blubby war ja ein flotter Comic mit halsbrecherischem Tempo, der nicht von jedem Erstbesten fabriziert werden konnte. Die Redaktion engagierte probeweise eine Handvoll Zeichner und räumte ihnen im Zeitungshaus Platz ein, das sparte Zeit für die Überwachung. Für alle ein und dieselbe Aufgabe, war ja klar. Nach ein paar Tagen wurden zwei Zeichner als nicht verwendbar entfernt und von anderen ersetzt. Der Kontrolleur drehte ein paarmal täglich seine Runde und bemühte sich, ihnen zu erklären, worauf es ankam und um was es ging. Er war ein langer Kerl namens Fried und hatte einen kaputten Rücken, vermutlich, weil er sich fortwährend über die Arbeitstische der Zeichner beugen musste. Einer dieser neuen Zeichner war jung und schien ehrgeizig zu sein, er war vielleicht der Beste von dem Haufen, aber gut war er deswegen noch nicht.

'Sie dürfen nie vergessen', sagte Fried zu ihm, 'Sie müssen immerzu daran denken, dass die Spannung sich steigern muss. Sie haben einen Strip mit drei oder vier Bildern, notfalls mit fünf, das allerdings eher ungern. Gut. Im ersten Bild lösen Sie die Spannung vom vorhergehenden Tag auf. Der Vorhang öffnet sich, Erleichterung, das Spiel kann weitergehen. In Bild zwei bauen Sie eine neue Spannung auf, im dritten wird sie gesteigert, und so weiter. Das habe ich Ihnen schon erklärt. Sie sind gut, verlieren sich aber in Einzelheiten, Kommentaren, Ausschmückungen, die den roten Faden stören. Der soll gerade und einfach sein und auf einen Höhepunkt zulaufen, ein Klimax, verstehen Sie.'

'Ich weiß', antwortete Samuel Stein, 'ich weiß. Ich versuche es ja.'

'Stellen Sie sich einen Menschen vor, der zur Zeitung greift', fuhr Fried fort. 'Er ist müde, schlecht gelaunt, hat wenig Zeit, muss zur Arbeit. Er überfliegt die Schlagzeilen der Titelseite und schlägt dann die Comics auf. In diesem Moment kann er keine Feinheiten wahrnehmen, das dürfen wir nicht von ihm verlangen. Aber seine Neugier braucht einen kleinen Schuss Spannung, und dann will er kurz auflachen, einen Augenblick lang über etwas Witziges grinsen, ist ganz natürlich, nicht wahr. Okay, er bekommt das alles. Wir geben es ihm. Das ist wichtig. Verstehen Sie, was ich meine?'

'Ja', antwortete Stein, 'ich denke, das hab ich schon die ganze Zeit verstanden. Es ist nur so, dass alles so schnell gehen muss. Ich schaffe es irgendwie nicht, all das unterzubringen und gleichzeitig etwas zu machen, das gut und richtig ist.'

'Das wird schon, keine Angst', sagte Fried. 'Ich kann Ihnen im Vertrauen sagen, dass Sie zu den Besten gehören, Ihre Linienführung ist okay und der Hintergrund auch. Jetzt muss ich weiter.' Es war ein sehr kleines Zimmer mit braunen Wänden, eigentlich nur eine Kammer, vollgestellt mit überfüllten Regalen und Schränken, der Tisch war groß und schwer, ein altmodischer Tisch mit Schubladen bis zum Boden.



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